Hermann Bahr - NoNameNeeded2/DHKaffee GitHub Wiki

==Steckbrief== *Geboren: 19. Juli 1863 *Gestorben: 15. Jänner 1934 *Lieblingscafé: anfangs Café Scheidl, später Café Griensteidl *(Brief)Kontakt: Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal

==Erste Kontakte zur Wiener Kaffeehausszene== Hermann Anastas Bahr wird am 19. Juli 1863 als Sohn des Rechtsanwalts Alois Bahr in Linz geboren und stirbt am 15. Jänner 1934 in München. Die Volksschule besucht er in Linz und im Anschluss daran das Benediktiner-Gymnasium in Salzburg. Nach der Matura bezieht er 1881 ein Zimmer in der Wohnung seiner Tante in Wien und beginnt an der Universität Wien zunächst Philologie zu studieren. Bald schon langweilen ihn aber die Vorlesungen und er verbringt mehr Zeit in Kaffeehäusern als in den Hörsälen.

==Beginn des Studiums und Begegnung mit Jung-Wien== Mit der Wiener Literaturszene kommt Bahr kurz nach seinem Umzug nach Wien in Kontakt als er mit seinem Onkel, dem erfolgreichen Zahnarzt Dr. Salomon Robicsek, erstmals das Café Scheidl besucht, in dem viele damals berühmte Schriftsteller und Journalisten regelmäßig verkehren. Bahr ist begeistert und sieht sich an der „Quelle des geistigen Lebens“ . Er schreibt außerdem:

:„Mich ergriff das stolze Gefühl einer herrlichen Überlegenheit: dem Leben fielen alle Masken ab, es war von mir in seiner ganzen albernen Nichtswürdigkeit durchschaut, ich gehörte fortan zu den Wissenden und nahm an der Geheimherrschaft des Wiener Zynismus teil.“

Recherchen haben jedoch ergeben, dass es sich nicht um das Café Scheidl gehandelt haben kann, zumal dieses erst 1886 eröffnet wurde. Gleichwohl dürfte sich aber an dieser Stelle zuvor ein anderes Haus und ebenfalls ein Café befunden haben.

==Studienjahre und erste Tätigkeit als Kulturredakteur== Aufgrund seiner von ihm oftmals zur Schau gestellten antisemitischen Einstellung wird Bahr bald von der Universität Wien verwiesen, auch die Universität Graz verweigert eine Immatrikulation Bahrs aus diesem Grund. Nur im damals zu Österreich-Ungarn gehörigen Czernowitz kann er sein Studium fortsetzen bis er 1884 auch dort aufgrund antisemitischer Reden vor die Tür gesetzt wird. Von 1884-1887 studiert er deswegen in Berlin Nationalökonomie und in den Jahren danach verbringt er abwechselnd Zeit in Paris und Berlin bevor er am Beginn des neuen Jahrzehnts wieder nach Wien zurückkehrt um eine Tätigkeit als Kulturredakteur der Zeitschrift „Die Zeit“ aufzunehmen.

==Begegnung mit Hugo von Hofmannsthal == Im April 1891 liest Bahr im Café Griensteidl in der Zeitschrift „Moderne Rundschau“ eine Rezension seines Werkes „Die Mutter“, verfasst von einem gewissen [https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1892_bahr.html Loris], deren „Reife des Inhalts wie des Ausdrucks“ ihn zutiefst beeindruckt. Bahr vermutet, dass es sich um einen etwas älteren, „in der Reife des Geistes“ befindlichen 40-50-jährigen Franzosen handeln müsse und trifft sich mit einigen Redakteuren der Zeitschrift um zu fragen wer hinter dem Pseudonym Loris steckt, worauf diese ihm nur versichern, dass er ihn bald kennenlernen würde. Am nächsten Tag kommt im Café Griensteidl ein Mann auf ihn zu, „[g]anz jung, kaum über zwanzig, und ganz wienerisch“ und stellt sich ihm als Hugo von Hoffmansthal vor, der damals erst siebzehn ist.

Zu jener Zeit lernt er auch Arthur Schnitzler im Café Griensteidl kennen, der in seinem Tagebuch schreibt:

:„Hermann Bahr im Kfh. kennen gelernt. Liebenswürdig freier Mensch; im Gesicht Roheit, Geist, Güte, Schwindelhaftigkeit.“

==Café Griensteidl als das "Zuhause" der Gruppe Jung-Wien== Das Café Griensteidl wird in den darauffolgenden Jahren zu einem wichtigen Zentrum des gerade aufstrebenden Literatenzirkels „Jungwien“ dessen richtungsweisender Wortführer Hermann Bahr wird. Im Jahre 1887 wird im Zuge einer Umgestaltung der Stadt das Haus in dem sich das Café Griensteidl befindet abgerissen. Karl Kraus, ein Schriftsteller und scharfer Kritiker Bahrs verfasst aus diesem Anlass sein Erstlingswerk ''Karl Kraus#Die demolirte Literatur'' in dem er Bahr vorwirft dort eine „Geschmacksdictatur“ errichtet zu haben, welcher sich aber längst nicht alle dort verweilenden Schriftsteller unterwerfen, wie er zynisch anmerkt. Als neue „Heimat“ wird das Café Central auserkoren das nur wenige Gehminuten vom ehemaligen Café Griensteidl entfernt liegt.

==Quellen== Bahr, Hermann. „Selbstbildnis“ http://www.univie.ac.at/bahr/node/38728

https://austria-forum.org/af/Biographien/Bahr%2C_Hermann

http://homepage.univie.ac.at/martin.anton.mueller/?q=zeittafel

Bahr, Hermann. „Loris“ https://www.uni-due.de/lyriktheorie/texte/1892_bahr.html

Schnitzler, Arthur. Tagebuch. 1879-1892, 327.