Beeinflussung schlaffer Muskulatur - stefaneidelloth/matameko GitHub Wiki
Die Erhöhung des Muskeltonus (hypoton, Atonie => normoton => hyperton, Tonus) durch direkte Einwirkung auf die Muskelspindeln ist leichter zu verstehen, als die Erniedrigung des Muskeltonus durch eher indirekte Effekte. Deshalb betrachten wir die Massage schlaffer Muskulatur zuerst.
Eine erhöhte Muskelspannung kann manchmal durchaus erwünscht sein, z. B. bei Sportlern welche höhere Leistungen vollbringen möchten.
Beim erschlafften Muskel sind die Golgi-Sehnenorgane entspannt und die Muskelspindeln eher inaktiv. Die Aufgabe ist hier, die Muskelspindeln durch gezielte, tiefgreifende, manuelle Maßnahmen zu dehnen, die "Feuerung" auszulösen und durch gleichsinnige Erregung der α- und γ-Neuronen weider eine erhöhte Spannung und Kontraktionsbereitschaft der Muskulatur herbeizuführen.
Der passende Reiz für die Muskelspindeln ist Dehnung, die bei der Massage besonders durch stärkere und intensivere Techniken wie Kneten oder Klopfen erzielt wird. Die Stimulation der Muskelspindeln durch kurze und aggressive Reize löst in der Regel eine Muskelkontraktion aus.
Durch eine willentliche Kontraktion wird der Spannungszustand des Muskels zusätzlich erhöht und die Muskulatur noch stärker trainiert.
Eine Erhöhung des Musekltonus lässt sich besonders durch abwechselnde passive Dehnung und aktive Kontraktion erzielen.
Menschen mit Bewegungseinschränkung können die erforderliche Dehnung manchmal nicht mehr erreichen, indem sie ihre Gelenke bewegen. Durch die Einwirkung äußerer Kräfte während einer Massage kann die Dehnung dann doch noch erzielt werden.
Eine Beeinflussung hin zu einem höheren Tonus lässt sich neben Massage z. B. auch durch Kälte erzielen. Eine Beeinflussung des vegetativen Nervensystems, z. B. durch Körperhaltung, körperliche Anstrengung, Schlaf, Ess- und Trinkgewohnheiten, Medikamente usw. ... wirkt sich meist auch auf den Sollwert der Muskelspannung aus.
Bei Massage eines Muskels wird meistens automatisch eine ausgleichende Wirkung erzielt. Bei Massage eines Muskels mit niedriger Muskelspanung wird der Tonus gesteigert.
1. Durch Dehnung der Museklspindeln wird die Willkührbewegung gebahnt. Bei zu niedrigem Tonus sind die Meldungen der γ-Nerven behindert und dadurch vermindert. Die durch Massage vermittelte passive Dehnung wirkt auf die Muskelspindeln und bewirkt eine Tonuserhöhung über den Reflexbogen. "Am schlaffen Muskel täuscht die passive Dehnung Impulse der γ-Neuronen vor."
2. Schmerzreize können einen hemmenden Effekt auf die γ-Neuronen haben. Durch Massage wird die Durchblutung verbessert. Dies hebt die Schmerzreizschwelle und reguliert/vermindert die hemmenden Effekte auf die γ-Neuronen. Dadurch fließen den Muskelspindeln wieder mehr Signale aus dem gesamten Nervensystem zu, was über den Reflexbogen wiederum den Muskeltonus erhöht. Damit kann ein anhaltend erhöhter Muskeltonus nach einer Massage erklärt werden.
Nur bei häufiger Wiederholung, mindestens einmal pro Tag, kann Massage den normalen Tonus wiederherstellen. Von Massage zu Massage wird der Tonus immer etwas mehr angehoben. Sind die Abstände zu groß, gewinnen die hemmenden Signale (z. B. durch schmerzende Gelenke mit Arthrose) wieder Oberhand.
Quellen:
- Hoffa, Gocht, Storck, Lüdke, "Technik der Massage"
- Muschinsky, "Massagelehre in Theorie und Praxis"
- Kolster, "Massage"