Nonverbale Kommunikation - pmgNaWi/Communication GitHub Wiki

Einleitung

Denkt man an zwischenmenschliche Kommunikation, so ist das Erste, was uns und wahrscheinlich auch der Mehrheit in den Kopf kommt, die verbale Kommunikation. Jedoch gibt es bei genauerem Beobachten neben der verbalen auch die nonverbale Kommunikation. Nach unserer Auseinandersetzung mit dem Themengebiet der nonverbalen Kommunikation wurde uns bewusst, dass das Spektrum an Vielfältigkeit dieser weitaus komplexer ist, als angenommen. Körpersprache begleitet uns jeden Tag, seitdem wir auf der Welt sind, somit ist sie etwas Selbstverständliches in unserem täglichen Gebrauch und ihre Bedeutung fällt zunächst eher weniger auf. Es ist wie eine Art Muttersprache, die durch die verschiedensten Faktoren, neben dem elterlichen Vorleben, beeinflusst und geprägt wird. Da uns natürlich auch viele Fragen umgeben haben, wollen wir ein paar von ihnen in diesem Wiki genauer beleuchten. Unseren Kenntnissen und Recherchen kam unsere Studienfahrt nach Süditalien zum Vorteil, wo wir die interkulturellen Unterschiede in der Körpersprache der Menschen beobachten konnten. Zudem beziehen wir uns in diesen Eintrag auf die nonverbale Kommunikation zwischen Menschen.

Was ist nonverbale Kommunikation?

von calce1

Nonverbale Kommunikation ist die Verständigung zwischen zwei Lebewesen ohne Lautsprache, Schrift oder Gebärden. 1 2 Sie beinhaltet Mimik, Gestik, Blickverhalten, räumliche Distanz, Taktilität (Berührungen) und Habitus (Erscheinungsbild). 1 3 4 Körpersprache ist dementsprechend ein großer Bestandteil nonverbaler Kommunikation.

"Man kann nicht nicht kommunizieren." - Paul Watzlawick

Durch die Körpersprache kommuniziert man dauerhaft wenigstens nonverbal, weil man egal was man tut seinen Gegenüber damit etwas vermittelt. Zum Beispiel kann man durch das Vermeiden von Blickkontakt mitteilen, dass man kein Gespräch aufbauen möchte. Nonverbale Kommunikation kann aber auch bewusst eingesetzt werden, um beispielsweise jemanden mit erhobenem Zeigefinger zu ermahnen. 5 Oftmals setzen auch Politiker bewusst Körpersprache ein, um ihre Aussage zu unterstreichen oder ihren Machteinfluss zu zeigen. 6

Mimik

Mimik sind sichtbare Bewegungen im Gesicht. 4 Von ungefähr 50 Gesichtsmuskeln sind 16 für die Mimik am bedeutsamsten (acht Muskeln je Gesichtshälfte). Der Musculus corrugator supercilii kann beispielsweise die Augenbrauen nach unten ziehen und so für einen fragenden oder ernsten Gesichtsausdruck erzeugen. Diese 16 Muskeln gehören zur mimischen Muskulatur, die von dem siebten Hirnnerv erregt werden. 7

Gestik

Zur Gestik gehören Bewegungen, die meistens mit den Armen oder Händen ausgeführt werden und zur Unterstützung der verbalen Kommunikation beitragen. Sie können aber auch die verbale Kommunikation ersetzen. Zum Beispiel kann ein Winken einen Ruf, der eine Person näher kommen lassen soll, ersetzen. Körper- und Kopfhaltung sind auch Teile der Gestik. 8

Blickverhalten

Blickkontakt sorgt dafür, dass die Empfängerperson sich angesprochen fühlt. Er schafft eine Bindung und zeigt den Sender, dass man ihm zuhört, wobei zu langer Blickkontakt meistens bedrohlich empfunden wird. 9 10 Blicke können unterschiedliche Ausdrücke haben. Sie können zum Beispiel inspizierend, erwartungsvoll oder genervt sein. 10

Räumliche Distanz

Die räumliche Distanz zeigt, welches Verhältnis wir zu einer Person haben. So hat Edward T. Hall (1966) zwischen in vier Distanzzonen unterschieden:

  • die Intimzone (von Hautkontakt bis 45cm Abstand), in die nur Geliebte oder enge Verwandte dürfen. Dringt jemand in den äußeren Teil der Intimzone oder den inneren Teil der persönlichen Zone ein, so löst das oft ein Unbehagen.
  • die persönliche Zone (45cm bis 1,2m Distanz), in die nur Verwandte und Freunde dürfen. In der Zone werden auch private Gedanken und Gefühle geteilt.
  • die soziale Zone (1,2m bis 2,2m Distanz), in der sich oft Bekannte und Kollegen sind. Die sozialen Interaktionen, die in dieser Zone stattfinden, sind meisten nur oberflächlich.
  • die öffentliche Zone (ab 2,2m Distanz), in der oft unpersönliche Interaktionen ablaufen. Ein Redner ist zum Beispiel in der öffentlichen Zone seiner Zuhörer.

Diese Zonen verändern sich jedoch je nach Kultur. 4 5 11

Berührungen

Berührungen können als Teile der nonverbalen Kommunikation beispielsweise Dankbarkeit und Glücksgefühle vermitteln. Sie können aber auch eine Warnung darstellen. Das ist abhängig wie man berührt wird. 12 Außerdem stärken Berührungen die zwischen menschliche Beziehung. Sie helfen zum Beispiel einem Sportteam bei einer stärkeren Zusammenarbeit und einem stärkeren Vertrauen. 13

Habitus

Kleidung und das generelles Erscheinungsbild zeigt etwas über die Persönlichkeit und Kultur, aus der der Tragende kommt. So ist es in Ländern die vom Islam geprägt werden für Frauen eher üblich ihre Haare zu verdecken, was auf die meisten in Europa lebenden Frauen nicht zu trifft. Manche Menschen zeigen durch zum Beispiel schwarze Kleidung ihre Trauer. Andere wollen sich mit kräftigen Farben vom Umfeld abheben. 9

Funktionsweise und Funktionen

von Emilia1109

Menschen sind bei der Kommunikation in der Lage dies auf verbaler, wie auch nonverbaler Ebene zu tun oder beides miteinander zu kombinieren. Der „Normalfall“5 ist die Verwendung von einer Verbindung beider Ebenen, dabei wird jede „Nachricht“5, die übermittelt wird, von „vier Seiten“5 gebildet. Diese setzen sich aus dem „Sachinhalt“5, also die tatsächliche Aussage des Senders, der „Selbstoffenbarung“5, was der Sender von sich preisgibt, die „Beziehung“5, wie der Sender zu dem Empfänger steht und das „Appell“5, wozu der Sender den Empfänger bringen will (Erklärungen nach Vgl. 5). Dabei ist zu beobachten, dass alle Seiten, außer die des Sachverhalts, auf nonverbaler Ebene ablaufen (Vgl. 5).

Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun

Abb. 1: "Vier-Seiten-Modell" von Friedemann Schulz von Thun (Wikipedia)

Da die Körpersprache viel mit dem Individuum zu tun hat, liegt die Interpretation der nonverbal übermittelten Informationen bei dem Empfänger. Wie bereits bekannt, ist jede Nachricht aus vier Seiten bestehend, also lässt sich darauf schließen, dass der Gegenpart zum „lesen“ vier verschiedene Ohren benötigt, von denen jedes einer Seite zugeordnet ist. Nach der Aufnahme steht es dem Empfänger frei, wie und ob er auf bestimmte nonverbale Informationen reagiert. 5 Körpersprache während der Kommunikation soll Unsicherheit zwischen den beiden Akteuren reduzieren in dem man zum Beispiel durch die Haltung seines Gegenübers die unbewusste Reaktion auf die Situation erkennen kann. 4 Dieser Teil der Sprache, gibt zudem Einblick über unsere psychischen Zustände, da nonverbales Verhalten größten Teils unterbewusst abläuft. 14 Somit werden der Körpersprache zwei Auslegungen zuteil, denn sie kann als „Ausdrucksmerkmal“15, wie im vorherigen Satz erwähnt, aber auch als „Bild“15, welches man sich von seinem Gegenüber macht, basierend auf der „individuellen Art und Weise“15, wie dieser sich selbst präsentiert, „bewegt [und] mimisch und gestisch“15 verhält. „Als Ausdrucksmerkmal“ 15 „wandelt [sich] die Körpersprache […] zu einem Persönlichkeitsmerkmal“ 15, also einer festgelegten Eigenschaft. Im zweiten Fall dominieren die individuelle Fantasie, die Erinnerungen und Erlebnisse des Betrachters das Bild, was man von dem Anderen sieht (Vgl. 15). Nonverbale Kommunikation kann während der Interaktion die Gefühle des Senders unterstreichen, aber auch den Gesprächsablauf regeln, also wer wann das Wort hat (Vgl. 14). Ein weiterer wichtiger Aspekt, der zu beleuchten ist, ist, dass es bestimmte nonverbale Signale gibt, die kontrollierbar sind, während andere unbewusst hervortreten. Bewusst eingesetzte Signale sind zum Beispiel „Technische Gesten“5, die Vergleichsweise von Verkehrspolizisten verwendet werden, da verbale Kommunikation hier eher schwerer Fuß findet (Vgl. 5). Zu besagten Gesten zählen allerdings auch jegliche Zeichen der Gebärdensprache oder die bewusste Betonung oder Untermauerung einer Botschaft (Vgl. 14) hier ist die Bedeutung relativ eindeutig und dient unter anderem zum Ersatz der verbalen Verständigung. Anders sieht es jedoch bei Gesten, mit denen man aus dem Affekt heraus „antwortet“, aus. Diese Signale sind zum großen Teil vom sozialen Umfeld und der Situation beeinflusst, unter anderem spiegeln sich hier Anteile der Persönlichkeit und inneren Lage wieder, je nach Reaktion auf bestimmte Sachverhalte (Vgl. 5). Die Interpretation dieser körpersprachlichen Ausdrücke ist häufig mehrdeutig und oft irreführend, weshalb sich hier durchaus Potential für Missverständnisse bietet.

Deutungen und Fehlinterpretationen nonverbaler Kommunikation

von calce1

Nonverbale Kommunikation ist meistens mehrdeutig. Ein großes Problem nonverbaler Kommunikation ist inkongruentes Verhalten. Inkongruentes Verhalten ist, wenn die Botschaft der verbalen Nachricht sich von der Botschaft der nonverbalen Nachricht unterscheidet. Zum Beispiel wenn jemand mit geballten Händen laut ruft „Ich bin ruhig.“ In solchen Situationen muss der Empfänger entscheiden, welche Botschaft er annimmt und wie er darauf reagiert. Ein weiterer Grund für Missdeutungen sind die kulturellen Unterschiede nonverbaler Kommunikation. 5 Um die Möglichkeiten von Missdeutungen einzelner Signale zu zeigen: eine kleine Tabelle.

Signal Erste Deutung Zweite Deutung
Erhobener Zeigefinger Warnung oder Mahnung Verbildlichung der Zahl eins
Stirnrunzeln Ärger Besorgnis
Gesenkter Blick Trauer Müdigkeit
Starrer Blick ins Leere Desinteresse Konzentration

16 17 Deutungen nonverbaler Kommunikation findet man oft in der Kunst. Pantomimen und Clowns nutzen oft Körpersprache übertrieben, um das Publikum zu beeindrucken oder zum Lachen zu bringen. Sie zeigen Freude oder Trauer ohne ein Wort zu sagen. 9 Das gleiche gilt auch für Gemälde. Die Künstler von den gemalten Figuren verleihen ihnen Emotionen mit Hilfe nonverbaler Kommunikation.3 Die Ausdrücke lassen sich auch unterschiedlich deuten. So beschreiben einige das Lächeln der „Mona Lisa“ als spöttisch. 18 Andere empfinden eher ein zufriedenes Lächeln (siehe Abb. 2). 19

"Mona Lisa" von Leonardo da Vinci

Abb. 2: "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci (Wikipedia)

Interkulturelle Unterschiede

von Emilia1109

Wie bereits deutlich geworden ist, ist die Interpretation der Körpersprache sehr individuell, schaut man sich jedoch bestimmte Gruppen in der Bevölkerung an, so sind unter ihnen bestimmte Gemeinsamkeiten oder auch Unterschiede erkennbar (Vgl. 5). Am besten werden besagte Unterschiede erkennbar, wenn man verschiedene Länder mit unterschiedlichen Kulturen in einen Vergleich setzt. Das nonverbale Verhalten ist von Kindesalter durch die Umgebung und Mitmenschen geprägt, einen besonders großen Einfluss haben hier natürlich die Eltern. In ihrer Körpersprache spiegelt sich wie bei jedem anderen Menschen teils Persönliches, aber auch Kulturelles wieder. Schaut man sich zum Beispiel das Temperament, die Lautstärke und intensive Gestik der südlichen Länder an, welches wir hautnah miterleben konnten, erkennt man einen drastischen Unterschied zu dem geordneteren, leiseren und verschlosseneren Ausdruck in unserem Heimatland. Nehme man als Stichwort die Begrüßung in verschiedenen Kulturen, so fällt direkt auf, dass in den asiatischen Räumen Körperkontakt aus Respekt gemieden wird, man sich in Deutschland meistens mit einem Händedruck begrüßt oder sich mit engeren Bekannten mit einer Umarmung begegnet. Im Gegensatz dazu, die italienische Herzlichkeit, man begrüßt sich gerne mit einer Umarmung oder einem Kuss auf die Wange (Vgl. 20). Auf unserer Reise durch Süditalien wurde uns sichtbar vor Augen geführt, dass die nonverbale Kommunikation im Gegensatz zu Deutschland zahlreiche Unterschiede in nicht nur der Interpretation, sondern auch der Gestik gibt. Neben vielen Unterschieden gibt es allerdings auch Gemeinsamkeiten, die rund um den Globus zu erkennen sind, beispielsweise „die Kopfhaltung einer stillenden Mutter, die ihr Baby beim Stillen anschaut“15. Durch verschiedene Gemeinsamkeiten im Verhalten oder in der Reaktion auf unterschiedliche Situationen, ist anzunehmen, dass der Mensch von Anfang an mit einer Art „körpersprachlicher Grundausstattung“15 versehen ist, die unterbewusst vonstattengehen (Vgl. 15).

Fazit

Nonverbale Kommunikation ist überall. Man findet sie unter anderem in der Politik, in der Kunst und im Alltag. Jeder kommuniziert immer nonverbal in Interaktionen mit anderen Menschen. Sie ist individuell und abhängig von der Persönlichkeit und der Kultur eines Menschen, jedoch sagt sie nicht nur etwas über den Sender, sondern auch etwas über die Beziehung von Sender und Empfänger beispielsweise durch die räumliche Distanz aus. Außerdem bietet sie viele verschiedene Interpretationensmöglichkeiten an. Das lässt wiederum Missdeutungen zu, die unterschiedliche Gründe wie generelle Missverständnisse oder wie oben erwähnt kulturelle Unterschiede haben können. Nonverbale Kommunikation kann auch bewusst eingesetzt werden, zum Beispiel in der Politik. Sie kann verbale Kommunikation ersetzen und/oder unterstützen, indem sie die Botschaft verdeutlich mit beispielsweise einen ernsten Gesichtsausdruck bei einer seriösen Botschaft. In einem Gespräch ist sie wichtig, um die Emotionen des Gegenübers lesen zu können.

Quellen

[1]: „Nonverbale Kommunikation“, Studyflix | abgerufen am 19.10.2022

[2]: „Kommunikationsarten“, Studyflix | abgerufen am 19.10.2022

[3]: „Nonverbale Kommunikation“, 28.10.2016, BR.de | abgerufen am 19.10.2022

[4]: Ellgring, H.: „Nonverbale Kommunikation“, 1986, Seiten: 7-9, 15, 20-22, 34-36

[5]: Kercher, J., Kobler, Y.: Hausarbeit zum Thema „Nonverbale Kommunikation“, 2001, Universität Hohenheim, Seiten: 8-16

[6]: Sill, T.: „Was die Gesten der Spitzenpolitiker bedeuten“, 19.07.2017, news.at | abgerufen am 19.10.2022

[7]: „Mimische Muskulatur“, biologie-seite.de | abgerufen am 20.10.2022

[8]: „Gestik“, biologie-seite.de | abgerufen am 20.10.2022

[9]: Lohrmann, J., Kiefer, A.: „Körpersprache“, 20.01.2021, planet-wissen.de | abgerufen am 20.10.2022

[10]: Knill, M.: „Blickkontakt als Kommunikationsbrücke“, rhetorik.ch | abgerufen am 20.10.2022

[11]: „Raumorientierung nach Edward T. Hall“, ikud-seminare.de | abgerufen am 20.10.2022

[12]: Gelitz, C.: „Berührungen offenbaren Gefühle“, 20.08.2022, Spektrum.de | abgerufen am 20.10.2022

[13]: Wagner, S.: „Darum sind Berührungen so wichtig“, 17.08.2022, Quarks | abgerufen am 20.10.2022

[14]: „Warum ist nonverbale Kommunikation wichtig?“, landsiedel-seminare.de | abgerufen am 19.10.2022

[15]: Sollmann, U.: „Einführung in Körpersprache und nonverbale Kommunikation“, 2016, 2. Auflage, Seiten: 8-9 | abgerufen am 20.10.2022

[16]: „Mögliche Lösung: Nonverbale Ausdrucksmöglichkeiten“, lehrerfortbildung-bw.de | abgerufen am 20.10.2022

[17]: Lexikon der Neurowissenschaft – Emotionen – Tab.: 6, Spektrum.de | abgerufen am 20.10.2022

[18]: „Kunstwerk-Analyse: Mona Lisa von Leonardo da Vinci“, Artsper | abgerufen am 20.10.2022

[19]: C.T.: „Bildanalyse: Mona Lisa“, 2010, dokumente-online.com | abgerufen am 20.10.2022

[20]: „Begrüßungsrituale weltweit“, bildungsraum.at | abgerufen am 20.10.2022

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