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Eclipse Public License

Kurzbeschreibung einer Open Source-Lizenz

Christian Flothmann, [email protected], Universität Osnabrück

Überblick

Die Eclipse Public License (EPL) ist eine „weak copyleft“-Lizenz [1] der Eclipse Foundation (http://www.eclipse.org/org/foundation/). Die meisten Projekte, die durch die Eclipse-Stiftung getragen werden, unterliegen der EPL. Da von der Eclipse Foundation entwickelte bzw. unterstützte Software wie beispielsweise die Entwicklungsumgebung Eclipse oder das Continuous Integration-Werkzeug Hudson sich einer großen Beliebtheit erfreuen, wirkt die EPL in viele Software-Projekte hinein, jedoch existieren kaum EPL-lizensierte Projekte außerhalb des von der Eclipse Foundation betreuten Software-Universums (http://www.eclipse.org/).

Der Lizenztext

Die Lizenz ist in insgesamt sieben Abschnitte gegliedert. Zunächst definiert sie die Begriffe „Contribution“ (Beitrag einer Person zu dem lizensierten Projekt), „Contributor“ (Person, die einen Beitrag leistet), „Licensed Patents“ (Patentrechte, die alleine oder zusammen mit der Software erworben werden können), „Program“ (die aus den Beiträgen aller „Contributor“ entstandene Software) und „Recipient“ (jede Person, die das Programm verwendet), die in den folgenden Abschnitten des Lizenztextes verwendet werden.

Der anschließende Absatz erläutert die Rechte, die einem „Recipient“ durch die Entwickler der Software eingeräumt werden. Dem Nutzer wird das Recht eingeräumt, die Software nach seinem Willen zu benutzen, zu verändern, abgeleitete Werke aus dieser zu erstellen und diese abgeleiteten Werke sowohl in Quelltext- als auch Binärform selbst zu vertreiben bzw. neu zu lizensieren. Ebenso räumen alle Contributoren die Nutzung von Patenten ein, an denen sie Rechte halten und die durch die eigenen Beiträge an der Software berührt werden. Jeder Contributor versichert, nach bestem Gewissen die notwendigen Rechte an seinen Beiträgen der Software zu haben, um diese unter der EPL veröffentlichen zu können. Gleichwohl werden dem Nutzer der Software keine Haftungsansprüche gegenüber den Urhebern im Falle eventueller Urheberrechts- und Patentklagen eingeräumt.

Lizenznehmer können der EPL unterliegende Software in Binärform unter einer anderen zur EPL kompatiblen Lizenz vertreiben, so lange diese ebenfalls einen Haftungsausschluss wie in Abschnitt zwei der Eclispe Public License enthält. Der möglicherweise geänderte Quellcode muss ebenfalls zur Verfügung gestellt werden. Wird die veränderte Software in Quelltextform weitergegeben, muss auch diese der EPL unterliegen und der Lizenztext dem Quelltext beigefügt werden. Copyrighthinweise früherer Contributoren dürfen nicht modifiziert oder entfernt werden und die früheren Contributoren müssen identifizierbar bleiben.

Der vierte Abschnitt räumt Nutzern die Freiheit ein, die der EPL unterliegende Software kommerziell zu vertreiben. Der kommerzielle Vertrieb muss dabei allerdings eventuell aufkommende Haftungsansprüche selber tragen und darf diese nicht an bisherige Mitwirkende weitergeben.

Hieran anschließend werden in den beiden folgenden Abschnitten von den Urhebern jede Garantie über das Funktionieren der Software ausgeschlossen sowie jede Verantwortung für aus der Nutzung der Software entstehende Schäden ausgeschlossen.

Den Abschluss bildet die sogenannte „salvatorische Klausel“. Für den Fall, dass einzelne Klauseln der Lizenz durch ein Gericht für ungültig erklärt werden, behält die restliche Lizenz ihre Gültigkeit. Zudem verliert der Nutzer gemäß dieses Absatzes jedes Recht an der Software, sollte er gegen Patente der Contributoren oder gegen die Lizenzbedingungen verstoßen. [2]

Entstehungsgeschichte

Ihren Ursprung hat die Eclipse Public License im Jahr 1999 bei IBM (http://www.ibm.com/) unter dem Namen IBM Public License (IPL, http://opensource.org/licenses/IPL-1.0/os-ipl.html). Die Entscheidung, diese Lizenz zu schaffen, traf IBM, um eigene Open Source-Software zu veröffentlichen, da keine existierende Lizenz mit den Anforderungen IBMs kompatibel war.

Da die IBM Corporation aufgrund der Formulierung des Lizenztextes automatisch Lizenzgeber jeder IPL-lizensierter Software gewesen wäre, war eine Nutzung der Lizenz durch andere Softwareprojekte praktisch ausgeschlossen. Aus diesem Grund wurde der entsprechende Passus bei einer Überarbeitung der Lizenz entfernt und die modifizierte Lizenz im Jahr 2001 unter dem Namen Common Public License (http://www.ibm.com/developerworks/library/os-cpl.html) veröffentlicht.

Im gleichen Jahr lizensierte IBM die Entwicklungsumgebung Eclipse unter der CPL und gründete mit weiteren großen Unternehmen wie Borland und SuSE ein Konsortium, um die Weiterentwicklung von Eclipse gemeinsam voranzutreiben.

Nachdem das Konsortium bis 2003 auf über 50 Mitglieder angewachsen war, wurde die Eclipse Foundation als rechtliche Organisation hinter Eclipse gegründet. Zeitgleich wurde die CPL minimal überarbeitet und unter dem Namen Eclipse Public License veröffentlicht. Verantwortlich für diese Lizenz ist seitdem nicht mehr IBM, sondern die Eclipse Foundation. [3]

EPL-lizensierte Projekte

Viele der durch die Eclipse Foundation betreuten Softwareprojekte unterliegen der Eclipse Public License. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Eclipse IDE (s. Abbildung 1), eine modulare, durch Plugins stark anpassbare Entwicklungsumgebung für diverse Programmiersprachen, sowie Hudson (s. Abbildung 2), ein Werkzeug zur Continuous Integration in Entwicklungsprozessen erwähnt.

Eclipse IDE

Abbildung 1: Die Entwicklungsumgebung Eclipse, Benutzer Shooke bei wikimedia.org, CC BY-SA 3.0

Hudson 2 im Internet Explorer

Abbildung 2: Hudson 2 im Internet Explorer, Benutzer Legoktm bei wikimedia.org, CC BY 2.5

Kompatibilität zu anderen Open-Source-Lizenzen

Die Eclipse Public License ist sowohl von der Open Source Initiative (http://opensource.org) als auch von der Free Software Foundation (http://www.fsf.org) als freie Lizenz anerkannt. [4] [5] Die Open Source Initiative empfiehlt, die EPL der Common Public License auf Grund einer in der CPL existierenden Patentrechtsklausel, die nicht in die EPL übernommen wurde, vorzuziehen.

Die EPL ist auf Grund des schwachen Copylefts (die EPL ist keine „infektiöse“ Lizenz) nicht mit den freien Lizenzen der Free Software Foundation (beispielsweise LGPL (http://www.gnu.org/licenses/lgpl-3.0) und GPL (http://www.gnu.org/licenses/gpl-3.0)) kompatibel. [6] Sie kann jedoch mit vielen anderen von OSI und FSF anerkannten Lizenzen wie der Apache Software License 2.0 (http://www.apache.org/licenses/LICENSE-2.0.html) oder der Mozilla Public License 1.1 (http://www.mozilla.org/MPL/1.1/) sowie ihren Vorgängern (IPL und CPL) kombiniert werden. [7]

Referenzen: